DIDAKTISCHE THEMEN

Die Geschichte des ersten Weltkriegs, der auch auf den schroffen Gipfeln der Marmolata geführt wurde, wird in chronologischer Reihenfolge erzählt, beginnend mit der Entstehung des Krieges bis zur Niederlage von Caporetto.

An den Wänden des Museums werden Fragen gestellt . Der Museumsbesucher wird aufgefordert, die Antworten zu finden, die an den Wänden in Form einer Zusammenfassung zu lesen sind. Ergänzen Sie die Antworten mit Informationen und Überlegungen und diskutieren Sie sie zu einem späteren Zeitpunkt .

 

1 Geschichtlicher Überblick 1900-1914:

1900-1914

Mit der Annexion von Venetien an das Königreich Italien im Jahre 1866 wurden die Dolomiten zweigeteilt, in einen italienischen Teil und einen österreichisch-ungarischen Teil mit Südtirol ( heuteTrentino Alto Adige). Dieser Teil des nordöstlichen Grenze galt vorwiegend aus geographischen Gründen sofort als Brennpunkt.

Das Königreich Italien betrachtete die Berge als natürliche Grenze und somit alle Gebiete südlich davon als italienisch Territorium aber das Kaiserreich Österreich weigerte sich Südtirol abzutreten.
Dies war eine Tatsache, die zur tiefen Unzufriedenheit führte, trotz der Unterzeichnung des Vertrages durch den Dreibund im Jahre 1882, und eine systematische Verstärkung der Grenze zu Verteidigungszwecken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hervorrief.
Es wurden dies- und jenseits Festungen erstellt. Es entstand eine rege Kommunikation in den höchsten Reihen der Politik und der Armee und man begann Angriffspläne und Eroberungsstrategien zu schmieden.
Die Leute führten jedoch ihr gewohntes Leben in dieser Zeit der militärischen Aufrüstung weiter. Es wurden auch zahlreiche Hütten und Pensionen für den Bergtourismus gebaut. Lokale und fremde enthusiastische Bergsteiger führten die Erkundung der italienischen und österreichischen Gipfel weiter. Die Bewohner auf beiden Seiten überwanden die Grenze, in dem sie zusammen Feld- und Forstwirtschaft betrieben, gemeinsam Gämse jagten, miteinander kommunizierten und so Freundschaften über die Grenzen hinweg pflegten.

Die Spannungen führten nach dem  Attentat in Sarajevo am 28. Juni 1914 zum  Ausbruch des Krieges.
Italien, das sich auf defensiven Charakter des Dreibunds  berief, um sich aus dem Krieg herauszuhalten, wurde schon bald von hitzigen Debatten zwischen den “intervenisti” (diejenigen, die einen Kriegseintritt Italiens befürworteten) und den “neutralisti (diejenigen, die Italien aus dem Krieg heraushalten wollten) überwältigt.
In den Grenzzonen diskutierte man nicht nur darüber in den Krieg einzuziehen oder nicht, sondern auch für  welche der beiden Armeen man kämpfen würde. In vielen Fällen entsprach die ethnische Identität nicht der geographischen Nationalität, das zu Friedenszeiten keine Rolle spielte jedoch in Kriegszeiten zu ernsten Problemen führte.
Zu erwähnen sind hier die Trentiner Cesare Battisti und Tullio Minghetti, die zu den vielen Irrendististen zählten und als „Österreicher“ für die italienische Idee kämpften.

FRAGEN:

  1. Erzähle in Form einer Geschichte wie sich die Bevölkerung in den Grenzgebieten mit dem Kriegsausbruch verändert hat.
  2. Neutralisti versus Intervenisti: Warum gab es Personen, die in den Krieg eintreten wollten und andere nicht?
  3. Wer waren die Irredentisten?

 

2 Geschichtlicher Überblick 1915:

1915:

Am 24. Mai 1915 trat Italien an der Seite der Tiple Entente in den Krieg ein. Die Grenze wurde zur Front und das Gebiet vom Pordoi-Pass nach Kärnten wurde von den Alpini (italienische Gebirgsjäger) und den Kaiserjägern belagert. In der Tat zog sich die Front nicht genau entlang der Grenzlinie, sondern konzentrierte sich auf strategische Punkte, wo man sich vor dem Feind verschanzen konnte.

In diesem Wettlauf  hätte Italien einen entscheidenden Vorteil gehabt. Das Reich musste einige der Truppen, die bereits an einer anderen Front kämpften, zur Verteidigung der neuen Front organisieren,  während das Königreich Italien in Ruhe hätte Soldaten,  Artillerie und Nachschublieferungen an den besten strategischen Punkten positionieren können.

Die Deutschen, die sich der Lage bewusst waren, sandten offiziell einige ihrer bayerischen Truppen zur Unterstützung der österreichisch-ungarischen Verbündeten. Die Kriegserklärung Italiens an Deutschland erfolgte 1916.  Obwohl die italienischen Truppen zahlenmäßig überlegen waren, verzögerten sie die Stationierung der Truppen an der Front in den Dolomiten, da sie sich auf die Front am Fluss Isonzo konzentrierten und auf diese Weise dem Feind viel Spielraum überließen.

In der ersten Phase des Krieges wurde das Marmolata – Massiv noch nicht als Kriegsgebiet in Erwägung gezogen.

Die Italiener versuchten vielmehr in das Pustertal durchzubrechen um zum Brenner zu gelangen und die   österreichischen Truppen in Trentino zu isolieren. Es waren tatsächlich nur die angrenzenden Berge involviert San Pellegrino Pass (Costabella, Uomo Gipfel, Ombretta), das Gebiet um den Falzarego Pass (Lagazuoi, Sass di Stria), Col di Lana und Sief. Auf der Marmolata waren nur wenige Truppen eingesetzt, vor allem österreichische Patrouille.

Stattdessen begann für alle sofort der Kampf gegen den größten Feind im Hochgebirge: den Winter. Im Winter 1915/16 begleiteten Schnee und Lawinen die Patrouillen: Während der Schneestürme benötigten die Soldaten für die Überquerung von nur wenigen Höhenmeter zu Fuß ganze Tage und viele Lawinen forderten sogar bei den Stellungen in niedrigeren Höhenlagen zahlreiche Todesopfer.

FRAGEN:

  1. Zeichne die Frontlinie
  2. Warum war die Marmolata nicht als Kampfzone vorgesehen?

 

3 Geschichtlicher Überblick 1916:

1916:

Im Frühjahr 1916 wurde die Marmolata hinsichtlich ihrer geographischen und strategischen Bedeutung entdeckt. Aufgrund der zahlreichen Patrouillen im Vorjahr gelang es den Österreichern die Marmolata als Erste zu besetzen. Fast ungestört belagerten sie die höchsten Gipfel –Forcella Marmolada, Punta Penia, Punta Rocca. und errichteten dort ihre eignen Stellungen. Von hier aus konnten sie bereits aus der Ferne die italienischen Truppen auf dem Col di Lana bekämpfen und das gesamte Val Pettorina kontrollieren.
Die in alarmierten italienischen Truppen stiegen über Vallon dell’Antermoia auf und eroberten Forcella Serauta und die Kote 3.065.Nach mehreren Kämpfen und Zusammenstößen um die Vormachtstellung blieben die Gipfel während des gesamten Krieges in italienischer Hand. So begann auch dort der Stellungskrieg, mit kontinuierlichen Angriffen und unzähligen Gefallenen um mit den eignenen Truppen etwas vorrücken zu können.
Der wichtigste strategische Punkt blieb Forcella Vu, das von den Österreichern dauerhaft besetzt war. Ein großes Problem stellte die Versorgung dar: Die Träger, die den Gletscher unermüdlich bestiegen und mit den Widrigkeiten des Gletschers selbst nicht vertraut waren, waren leichte Beute für die Italiener, die auf Serauta stationiert waren, so dass die Stellung für Tage isoliert blieb. Im Sommer 1916 entwarf Leutnant Leo Handl, ein bekannter Ingenieur zu Friedenszeiten, die Eisstadt, ein dichtes Netz von Tunneln und Räumen im Eis, das eine echte Besonderheit im Krieg auf der Marmolata war. In der Eisstadt waren bis zu 300 Männern gleichzeitig untergebracht.

Der Einfallsreichtum von Leutnant Handl und das Engagement aller Männer, die für die Realisierung der Eisstadt arbeiteten, retteten das Leben vieler Soldaten.

Die erste Idee sah sogar vor, dass im Winter alle österreichischen Soldaten von den Baracken in die Eisstadt verlegt werden sollten, um sie vor der Kälte zu retten.  Dieser Plan wurde jedoch nicht verwirklicht, und so kam es tatsächlich, dass eine komplette Stellung von einer Lawine zerstörte wurde und 300 Opfer forderte. Das Datum 13.12.2016 ging als die größte Naturkatastrophe des 1. Weltkrieges in die Geschichte ein.

FRAGEN:

  1. Warum wurde die Marmolata schließlich doch ein Kriegsgebiet?
  2. Zeichne die Stellungen beider Armeen, die immer in einer Hand blieben.
  3. Warum der Name „Eisstadt“?
  4. Was bedeutet es deiner Meinung nach im Eis zu leben?
  5. Welches sind die größten Gefahren in der Bergwelt im Sommer und im Winter? Was geschah im Jahre 1916?

 

4 Geschichtlicher Überblick 1917:

1917:

Die Situation blieb für viele Monate unverändert. Die Soldaten kämpften gegen den Feind in den benachbarten Stellungen mit sporadischen  Attacken oder Angriffen, die von langer Hand geplant wurden und litten unter der Kälte und die harten Bedingungen. Die Italiener zielten es insbesondere auf die Eroberung der V-Scharte (Forcella Vu) ab, von der aus man den Gletscher kontrollieren konnte und die Truppen, die sich nach Col di Lana bewegten, um dort zu kämpften, aus der Schusslinie und Sichtweite des Feindes zog.

Von Serauta aus begannen man mit den Ausgrabungsarbeiten unter dem Felsen und dem Bau eines Tunnels, der direkt unter die Forcella führte, um diese zusammen mit der Besatzung in die Luft zu sprengen. Angeführt von Leutnant Flavio Rosso rückten die Italiener im September 1917 bis zur V-Scharte (Forcella Vu) vor und eroberten diese in einem blutigen Nahkampf. Am nächsten Tag sprengte eine österreichische Mine den Tunnel, unter ihnen befanden sich viele Gebirgsjäger, die die letzten Monate damit verbrachten, diesen zu bauen. Unter ihnen war auch Lieutenant Rosso, der mit der Silbermedaille für Tapferkeit ausgezeichnet wurde.

Ein weiteres Angriffsziel war Kote 3.153m, die auch in den Händen der Österreicher war. Im Sommer 1917 hatte General Peppino Garibaldi den Einsatz eines Heißluftballons entworfen zur Eroberung dieses Gipfels geplant, der jedoch wegen zu großer Gefahr abgesagt wurde. Während der Vorbereitung dieses Experiments zur Gipfeleroberung brachen im  fernen Caporetto die Österreich-Ungarn durch die Front und zwangen die Italiener zum Rückzug. Auch auf 3.000 m wurde der Befehl ausgegeben, die Stellungen, die mit so viel Anstrengung und unter so vielen Opfern gebaut wurde, aufzugeben.   Aber das Bataillon Val Cordevole, das zum Angriff auf Kote 3.153m bereit stand, führte den Angriff erfolgreich durch. Diese ist die letzte italienische Aktion auf der Marmolata. Danach zogen sich alle Soldaten zurück und überließen die Marmolata „Königin der Dolomiten“ der Stille.

FRAGEN:

  1. Was war die fast geglückte Strategie für die Eroberung von Forcella Vu? Warum fast.?
  2. Erzähle Aktionen nachfolgender Personen: Flavio Rosso – Peppino Garibaldi.
  3. Was geschah nach der Niederlage von Caporetto?

 

5 Geschichtlicher Überblick 1918:

1918…

Mit der Niederlage von Caporetto zogen sich die italienischen Truppen nach Süden zurück bis zur natürlichen Grenze am Fluss Piave. Alle Gebiete nördlich davon wurden von Österreichern besetzt, die durch die Front gebrochen waren. Für  die lokale Bevölkerung begannen die harten Monate der Besatzung, die auch als „Jahr des Hungers“ in Erinnerung bleiben, in denen die Familien noch weiter verarmten.

Im November 1918 wird das Ende des Krieges erklärt.

FRAGEN:

  1. Wie endete der Krieg?
  2. Stelle dir vor, ein Soldat zu sein, der nach Kriegsende nachhause zurückkehrt. Könntest du dein ursprüngliches Leben wieder aufnehmen?
    Was erinnert heute noch an den Krieg?

 

 

WEITERE VORSCHLÄGE FÜR ARBEITSBLÄTTER

1917:
Übersichtskarte der Marmolata *

  1. Füge die Namen der Gipfel ein und ordne die nachfolgenden Ereignisse auf der Karte geographische ein:
      • Lawinenunglück vom 13. Dezember 1916
      • Einsturz des Rosso Tunnels
      • Italienische Stellungen
      • Österreich-ungarische Stellungen
      • Eisstadt von 1916
  2. Die letzte Eroberung der Italiener: Beschreibe die Ereignisse in chronologische Reihenfolge.
  3. Was war deiner Meinung nach das schwierigste Jahr? Aus welchen Gründen?